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Nein – Liebe auf den ersten Blick war es nicht. Ganz im Gegenteil. Als
wir Dich kennenlernten, wüteten junge Künstler durch Deine Räume.
Ohne Sinn für Deine Zerbrechlichkeit. Ohne Respekt für Dein Lebens-
werk. Du hast uns fast leid getan.

Vielleicht war es ja diese unendliche Traurigkeit, die uns faszinierte. Ein Ungetüm von Mauerwerk – morbide und doch irgendwie stark. Deine
Größe war schier unfassbar. Du hattest Ecken und Kanten. Ein echter Charakter in der großstädtischen 0815-Architektur.

Was haben Deine endlosen Gänge schon alles erlebt? Mit Pferdekut-
schen, erzählte man uns, fingst Du an. Viel, viel später dann kam die
Tram – und die Leute, die das mit der Tram planen. Gehen wollten die
nie. Sie mussten aber. Ein Trauerspiel!

Das alte Eisentor fiel ins Schloss, das Efeu übernahm. Fast 4 Jahre
gähnender Leerstand. Mitten in der Stadt. Keine schöne Zeit. Doch
dann kamen wir. Sahen. Zögerten. Rechneten. Und zogen ein.

Was für ein Glück! Denn wir waren nicht allein. Uns folgte ein schräger Haufen verrückter Kreativer. Denker
mit Vision. Macher ohne Bremsspur. Aufdreher mit Frequenz. Wortakrobaten ohne Satzzeichen. Herrlich unmünchnerisch!

Gemeinsam machten wir uns stark für Dich. Renovierten, investierten, sanierten, was die Mauern hielten. Das
war 2004. Und ging bis Ende 2013. Klar: Viele verloren sich auf dem Weg nach rechts, links oder oben. Nichts
ist so beständig wie der Wandel – im Geschäft der kreativen Flüchtigkeit.

Wir blieben – und malten uns die Einstein-Welt, wie sie uns gefällt. 9 Jahre Gelber Wahnsinn. Zwischen bellen-
dem Fell und gerolltem Rasen. Und die Geschichten? Schrieben sich länger als ein VollkommenVollerVollstbart.

Genau die Geschichten überleben. Auch wenn es die „alte“ Einstein 28 nicht mehr gibt. Nie mehr geben wird. Die Stadtwerke zogen Anfang 2013 den Schlussstrich und setzten uns alle Ende 2013 vor die Tür. Ohne wenn – und schon gleich ganz ohne aber.

Aber mit einer dezembrigen Abriss-Party – ganz nach dem Motto: Nach uns die Birne. Und vor uns der Umzug
in die Breisacher Straße 19. Denn jeder Abbruch verspricht auch immer irgendeinen Aufbruch.

Danke, liebe Einstein, für eine unheimlich Gelbe Zeit…

PS: Lass Dich nicht kleinkriegen – totgeplante stehen länger!

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